SFG Spitzerberg

Wellenreiten

Bei den richtigen Wetterlagen kann man in der sogenannten Welle fliegen in der eine laminare Strömung nach oben gegeben ist - der Weg dorthin durch die Rotoren ist allerdings etwas holprig.

Mein Ziel war der Schneeberg, da an diesem Tag gute Hangwinde angesagt waren. Der Wind war aus südlicher Richtung vorausgesagt, durch die feuchte Mittelmeerluft war Föhn zu erwarten. Die Windstärke war am Boden moderat, in 8000ft waren 35kt vorhergesagt. In den letzten Tagen gab es oft ähnliche Wetterlagen, aber mit stärkerem Wind in der Höhe, was mir mit dem SF28 dann zu unsicher war.

Der weg ins Gebirge verlief relativ entspannt, entlang vom Leithagebirge hielten sich Windstärke und Turbulenzen in Grenzen. Im Bereich der Rosalia wurde ich dann das erste Mal ordentlich durchgeschüttelt, das Vario sprang stellenweise auf +5, was mir in dem Bereich ganz recht war, nach Verlassen des 3500ft-Deckel. Auf Wien Info häuften sich zu der Zeit vermehrt Funksprüche von Segelflugzeugen im Bereich Schneeberg, die um eine Höhefreigabe ansuchten. Obwohl ich rein auf Hangwind gesetzt hatte, wurde ich da natürlich neugierig. Ein Blick auf die Flarm-Daten zeigte ein deutliches Bild:
Auch ein Blick auf die Wolken verriet sehr schnell, dass vorm Schneeberg hochreichende Wellen stehen. Mit atemberaubenden 70km/h Groundspeed arbeitete ich mich zum Schneeberg vor, Die Westkomponente war doch größer als vorhergesagt. Die Zeit nutzte ich, um mich nochmal an den letzten Metrologie-Vortrag von Rudi zu erinnern. Wie war das mit den Wellen und diesen Rotoren nochmal? Dann ging eigentlich alles sehr schnell. Das erste Anzeichen der Welle war eine Zunahme der Groundspeed von 70 km/h auf 150 km/h, bei gleichbleibender Airspeed von 130 km/h. Das Vario war am negativen Anschlag, mein Gebiss war von den Turbulenzen am Anschlag. Jetzt wusste ich, was Otmar gemeint hat, wie sich der Tandemfalke bei Turbulenz verhält. Später sah ich am Logger eine maximale Belastung von 2.2G, was eigentlich nicht viel ist, angefühlt hat es sich nicht so toll!

Wo bin ich gelandet? Genau da:

Relativ schnell, nach ca. einer Minute, ging das Saufen in Steigen über. Ich fand mich in einen engen, turbulenten Aufwindgebiet wieder, an der Vorderseite des Rotors: Hier konnte ich mit durchschnittlich +3m/s schnell in den laminaren Teil der Welle hochsteigen. Der Übergang geschah schlagartig, plötzlich ist es ruhig und still, nur das Vario singt vor sich hin. Jetzt konnte ich den Flug für kurze Zeit einfach nur genießen, bevor ich den 8500ft-Deckel entgegenstieg. Oben angekommen, musste ich mich entscheiden, wie ich die Zeit bis zum Erhalt verbringe. Ich entschied mich dazu, in der Welle zu bleiben und mich mit viel Fahrt und Klappen gegen das Steigen zu wehren, was ganz gut funktioniert hat. Dabei konnte ich die anderen beobachten, wie sie nach und nach Höhenfreigaben bekamen: Immer schön vor den Rotoren entlang: Teilweise schöne Lentis:Nach und nach gab es dann Freigeben direkt über Wien Info, zuvor wurde man an Wien Radar verwiesen. Ich entschied mich dann dennoch, zurück zum Spitzerberg zu fliegen. Mittlerweile war es relativ kalt im Flieger, die Haube vom 28er ist ganz schön undicht. Ein Weiterkommen Richtung Westen war nur sehr schleppend möglich, stellenweise mit 30 km/h Groundspeed. Mit Sauerstoff hätte ich mich vielleicht anders entschieden. Aber da ich bei 5000ft den Motor abgestellt habe, hätte ich auf ca. 15 000ft steigen müssen, um die 3000m Höhengewinn für die Gold-C zu schaffen. Jürgen hat das schon mal versucht und davor gewarnt, ohne Sauerstoff in solchen Höhen zu fliegen. Das blieb mir in Erinnerung.

Alles in allem war es ein sehr toller Flug, auch wenn es mich ganz schön durchgeschüttelt hat. Mit dem DUO und einen erfahrenen Piloten an Bord hätten die Möglichkeiten noch ganz anders aussehen können. Vielleicht hat ja bei der nächsten guten Wetterlage jemand von den DUO-Piloten die Geduld für mich?

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Danke dass du dabei warst, Glück ab, gut Land.